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Entstehungsgeschichte zu "Ratten in der Stadt"

Etwas mit Ratten wollte ich schon immer mal schreiben. Vielleicht weil wir früher – zu DDR-Zeiten – viele davon im Hinterhof hatten. Dort gab es eine Autowerkstatt und man konnte den Nagern dabei zusehen, wie sie rudelweise zwischen alten Kühlern hin und her gehuscht sind.

 

Als Kind musste ich außerdem oft Kohlen aus dem Keller holen und das Licht ging nach kurzer Zeit – die nie und nimmer gereicht hat – von allein aus. Ich weiß nicht, wie oft ich mich mit klopfendem Herzen im stockfinsteren Keller wiedergefunden habe, aber ziemlich oft. Und natürlich raschelte und fiepte es in den Ecken – und draußen war diese Werkstatt.

Später sind wir dann wegen Schwarzschimmel und einer eingestürzten Zimmerdecke in ein riesiges Neubaugebiet voller Glatzen gezogen. Nachwendezeit. Mit Grausen erinnere ich mich an die nächtlichen Straßenbahnfahrten von damals. Skinheads an den Haltestellen, immer auf der Suche nach jemandem zum Verdreschen. An einer Schallschutzmauer stand auf dreißig Metern Länge: „Kommst du zu uns nach Gorbitz rein, dann muss dein Gruß Heil Hitler sein.“ Gefühlt jahrelang. Ich wurde damals Teil einer größeren Hip Hop-Clique, wie sie auch in der Geschichte vorkommt. Gewisse Teile des Buches sind also fast autobiografisch.

„Ratten in der Stadt“ spielt zwar in der Gegenwart und das Neubaugebiet ist fiktiv, trotzdem habe ich während des Schreibens mehr als einmal das Gefühl gehabt, eine Zeitreise zurück zu machen.

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